Die GemüseAckerdemie ist ein Bildungsprogramm von Acker

Acker Porträt 01. März 2022

Die AckerPerle Kastanienschule Hoeningen

Die Schüler*innen der Kastanienschule Hoeningen mit ihrem Verkaufswagen Kastanienschule Hoeningen

An der Kastanienschule in Hoeningen im Rhein-Kreis Neuss ist der Schwerpunkt „Natur“ fest im Schulprogramm verankert – da dauerte es selbstverständlich nicht lang, bis mit der GemüseAckerdemie ein eigener Acker in den Schulalltag einzog! Inzwischen bepflanzen die Schüler*innen und die beiden AckerLehrerinnen Frau Gruner und Frau Oppermann in Hoeningen ihren bohnbastischen 200 Quadratmeter großen Acker schon seit 6 Jahren mit den unterschiedlichsten Gemüsearten und -sorten. Damit gehört die Kastanienschule bereits zu den GemüseGurus – das heißt, sie bewirtschaftet ihren Acker selbstständig und fast ganz ohne Unterstützung der GemüseAckerdemie!

Weil die Kastanienschule Hoeningen die GemüseAckerdemie ganz besonders gut in ihren Schulbetrieb integriert hat, gehört sie zu unseren „AckerPerlen“. Für diese Rubrik haben wir im Rahmen unserer Wirkungsanalyse Schulleitungen, Lehrer*innen und Schüler*innen von AckerSchulen interviewt, die sich durch besondere Schulkonzepte auszeichnen.

Autorin: Lena Hetzer / Acker e. V.

Fotos: Kastanienschule Hoeningen

Steckbrief

Ort: Rommerskirchen

Bundesland: Nordrhein-Westfahlen

Schulform: Grundschule

Schüler*innen: circa 100

AckerKlassen: 3. Klassenstufe 

Anzahl Lehrer*innen:

Mitarbeiter*innen: 8

Anzahl AckerLehrer*innen: 4

AckerSchule seit: 2016

Größe des Ackers: 200 m2

Die Kastanienschule in Hoeningen, einem Ortsteil von Rommerskirchen im Rhein-Kreis Neuss, kann bereits auf viele erfolgreiche AckerJahre zurückblicken: Schon im Jahr 2016 wuchsen hier die ersten Gemüsesorten auf dem SchulAcker, der sich nur wenige Meter vom Schulgebäude befindet. Keinen Schulgarten, sondern eine richtige, 200 m2 große Ackerfläche gibt es hier zu bestaunen. Sie ist umgeben von Kastanienbäumen und weiten Feldern, auf denen man oft sogar Kühe oder Hühner beobachten kann. Und durch ihre langjährige Acker-Erfahrung gehört die Kastanienschule Hoeningen inzwischen schon zu den GemüseGurus – das heißt, sie bewirtschaftet ihren Acker selbstständig, fast ganz ohne Unterstützung der GemüseAckerdemie.

Der entscheidende Impuls kam damals von einem Vater, der die Schule auf das Bildungsprogramm aufmerksam machte. Und das Konzept fiel auf fruchtbaren Boden – passte es doch perfekt zum Schwerpunkt „Natur“, der an der Kastanienschule fest im Schulprogramm verankert ist. „Es gibt für alle vier Klassenstufen eine Reihe verbindlicher Aktivitäten und Lerninhalte dazu“, erzählt Christine Sarau, die den Gemüseacker als AckerLehrerin mitbetreut. Dazu gehören zum Beispiel das Erstellen eines Natur-Buchs, in dem die Kinder Kenntnisse zu Bäumen sammeln, verschiedene Experimente zu Naturphänomenen, die Klassenfahrt im vierten Schuljahr in ein Jugendwaldheim im Nationalpark Eifel und seit über fünf Jahren nun auch die GemüseAckerdemie.

Treue Helfer*innen auf dem Acker

Die Verantwortung für den Acker übernehmen jedes Jahr im Frühjahr die Drittklässler. Integriert ist das Ackern in den Sachunterricht. „Die Sachunterrichtslehrer*in der dritten Klasse ist immer automatisch auch AckerLehrer*in“, erklärt Annette Gruner, die Schulleiterin. So haben inzwischen alle acht Lehrer*innen der Schule bereits den Posten als AckerLehrer*in innegehabt. „Das Kollegium steht völlig dahinter – muss es auch, sonst ist es schwer“, betont die Pädagogin.

Doch nicht nur die Lehrer*innen unterstützen sich gegenseitig bei den AckerStunden. Auch Eltern kommen mit auf den Acker und tragen das Projekt zu einem großen Teil mit. Dass das kleine Kollegium der Kastanienschule den SchulAcker nicht ganz allein betreuen könne, sei von Anfang an klar gewesen, erklärt AckerLehrer*in Christine Sarau: „Die Elternbeteiligung ist bis heute ein ganz wichtiger Eckpfeiler für uns. Wenn die neue AckerKlasse beginnt, betonen wir bei der Vorstellung des Ackerprojekts im Gespräch mit den Eltern, dass das Ganze aufgrund einer Elterninitiative auf den Weg gebracht wurde und dass das Projekt nur mit ihrer Unterstützung funktionieren kann.“ Eine Ansage, die ihre Wirkung bislang nicht verfehlt hat: Rund ein Drittel der Elternschaft der Drittklässler*innen ist in die Pflege des Ackers und die Organisation des Gemüseverkaufs involviert.

Außerdem gibt es auf dem Acker der Kastanienschule Hoeningen noch drei weitere treue Helfer: drei Herren aus dem Dorf, die über ein großes Know-how verfügen und beim Ackern stets mit Rat und Tat zur Seite stehen. „Wir haben besonders tolle AckerMentoren“, freut sich Andrea Eckert. Auch sie kümmert sich als AckerLehrerin mit um die Pflege der Gemüsepflanzen. „Wenn AckerStunden stattfinden, sind mindestens zwei von ihnen da“, berichtet sie. „Sie wissen sofort, was zu tun ist und übernehmen oft die Anleitung der Kinder.“ Einer der AckerMentoren sei sogar selbst Landwirt und habe gleich in der Nähe seinen eigenen Hof. Nach der Ernte werde das frische Gemüse direkt mit der Schubkarre zum Hof gefahren, gewaschen und für den Verkauf am nächsten Tag bereitgelegt.

Stolze Ernte zum Verkauf

Wenn das erste Gemüse geerntet werden könne, sei die Begeisterung bei den Schüler*innen riesig, berichtet AckerLehrerin Christine Sarau: „Die Kinder sind sowas von stolz auf ihr eigenes Gemüse.“ Nach der Ernte werde dann mit großer Freude ein Plakat für den Verkauf gestaltet, auf dem die verschiedenen Gemüsearten aufgelistet seien. „Beim Verkauf wollen natürlich alle mitmachen“, erzählt die Lehrerin. Deshalb würden Strichlisten geführt, wer schon verkauft habe und wer nicht.

Seit rund einem Jahr gibt es an der AckerSchule in Hoeningen außerdem etwas ganz Besonderes für den Gemüseverkauf: einen Verkaufsstand auf Rädern, den ein Vater und ein Großvater gemeinsam gebaut haben. Den Kindern mache der Verkauf seither noch mehr Spaß, „auch wenn der Stand selbst ein bisschen überdimensioniert ist“, gestehen die beiden AckerLehrer*innen lachend. Christine Sarau findet es klasse, dass die Schüler*innen durch den Verkauf „Mathematikunterricht ganz live“ erleben:  Die Kinder rechnen die Beträge aus, geben das Wechselgeld heraus und zählen am Ende die Gesamteinnahmen.

Der Verkaufsstand ist allerdings nicht der einzige Kassenschlager: In den Sommerferien ziehen die Schüler*innen mit dem Bollerwagen durch das Dorf. Die Idee dazu kam von einigen Eltern. „Kinder, die den Gemüseverkauf in den Ferien übernommen haben, hatten großen Spaß. Da steckte so viel Freude und Motivation dahinter“, erzählt Christine Sarau begeistert. Die AckerKlasse habe in einer AckerSaison ganze 1.600 Euro eingenommen – so seien seit letztem Jahr alle Kosten des SchulAckers komplett durch den Gemüseverkauf gedeckt worden.

Begeisterung wecken und Selbstvertrauen stärken

Eines ist klar: Die GemüseAckerdemie passt perfekt ins naturbetonte Konzept der Kastanienschule Hoeningen. So gehört es zum Beispiel zu den Leitideen der Schule, den Kindern zunächst einen emotionalen Zugang zur Natur zu ermöglichen. „Die Kinder erleben ihre natürliche Umwelt mit allen Sinnen, setzen sich ganz praktisch mit Naturphänomenen auseinander und entwickeln dadurch eine Begeisterung für die Natur“, erklärt Christine Sarau. Erst im zweiten Schritt stünde biologisches Hintergrundwissen auf dem Lehrplan. Ziel sei es, Kompetenzen zu fördern, die die Schüler*innen dazu befähigen, sich in Zukunft schützend für die Natur einzusetzen.

Schulleiterin Annette Gruner ist überzeugt, dass das unmittelbare Erleben natürlicher Prozesse beim Gemüseanbau sehr viel nachhaltiger in den Köpfen bleibe als theoretischer Sachkundeunterricht. Auch für die sozialen Kompetenzen der Schüler*innen sei das Ackern spürbar förderlich: „Die Kinder erleben, dass sie gemeinsam etwas schaffen können. Sie entwickeln Verantwortungsbewusstsein und lernen, sich zu organisieren.“ Auch Christine Sarau beobachtet, dass die Kinder auf dem Acker selbstbestimmter lernen. Das sei auch für die Lehrer*innen eine bereichernde Erfahrung: „Wir lernen die Kinder beim Ackern noch einmal von einer anderen Seite kennen.“ Indem man den Schüler*innen zutraue, Verantwortung für ihren Acker zu übernehmen, fördere man ihr Selbstbewusstsein und ihr Vertrauen in die eigenen Stärken. An der Kastanienschule werde großer Wert darauf gelegt, den Kindern Selbstvertrauen und eine positiven Weltsicht zu vermitteln, erklärt die AckerLehrerin: „Wir wollen ihnen die Botschaft mitgeben, dass sie mit ihren Fähigkeiten unsere Welt mitgestalten und verändern können.“