Die GemüseAckerdemie ist ein Bildungsprogramm von Acker

Acker Porträt 01. Juni 2021

AckerPerlen: Klaus-Groth-Schule Husum

AckerLehrerinnen Frau Miehe und Frau Gerlof sind seit zwei Jahren mit vollem Engagement dabei Klaus-Groth-Schule Husum

Dürfen wir vorstellen? Das sind die AckerLehrer*innen Frau Miehe und Frau Gerlof von der Klaus-Groth-Schule Husum. Sie sorgen seit über zwei Jahren mit vollem Engagement dafür, dass ihr Acker vielfältig die Schulkultur bereichert und dabei hilft, der Zertifizierung „Gesunde Schule“ gerecht zu werden. Und weil die Klaus-Groth-Schule ihren Acker und die GemüseAckerdemie besonders erfolgreich integriert hat, gehört sie zu unseren „AckerPerlen“. Für diese Rubrik haben wir im Rahmen unserer Wirkungsanalyse Interviews mit den Schulleitungen, Lehrer*innen und Schüler*innen von AckerSchulen gemacht, die durch ihre besonderen Schulkonzepte auffallen. Um ein umfassendes Bild vermitteln zu können, stellen wir euch insgesamt neun dieser AckerPerlen in den kommenden Wochen vor - fünf von ihnen haben es außerdem in den gedruckten Wirkungsbericht 2020 geschafft. Heute starten wir mit der ersten AckerPerle: Die Klaus-Groth-Schule in Husum!

Autorin: Franziska Lutz / Ackerdemia e.V.
Fotos: Klaus-Groth-Schule Husum

Steckbrief 

Ort: Husum

Bundesland: Schleswig-Holstein

Schulform: Grundschule

Schüler*innen: 305 

AckerKlassen: 1. bis 4. Klassenstufe

Anzahl Lehrer*innen:

Mitarbeiter*innen: circa 40  

Anzahl AckerLehrer*innen:

AckerSchule seit: 2018 

Größe des Ackers: 116 m2 

Wenn man in die Klaus-Groth-Schule Husum kommt, steht man wortwörtlich vor offenen Türen. Das Konzept der Schule beinhaltet neben einer transparenten Unterrichtsgestaltung auch Räume, die mehrfach und gemeinsam genutzt werden können. Dazu gehören beispielsweise die Bibliothek oder der Ruheraum, deren Nutzung ausdrücklich während des laufenden Unterrichts erwünscht ist. Um nach der Pause wieder zur Ruhe zu kommen, schnappt sich jede*r Schüler*in ein Buch und hat zehn Minuten Zeit, zu lesen. „Man muss erfinderisch werden“, erklärt Andrea Bruhn, die seit zwölf Jahren Schulleiterin an der Grundschule ist. Andrea Bruhn setzte sich erfolgreich für die Zertifizierung als „Gesunde Schule“ ein: „Gesunde Schule“ bedeutet neben dem Angebot von gesundem Schulessen beispielsweise auch drei Stunden Sport pro Woche, Freilernen, einen Stilleraum, bewegte Pausen, eine Küche, Wackelstühle und Bewegungsräume. Dies alles steht nicht nur den Kindern zur Verfügung, sondern auch dem Team der Schule, zu dem sowohl Lehrer*innen, Schulsozialarbeiter*innen, Sekretärin, Hausmeister, das Team der Nachmittagsbetreuung „Max und Milla“, sowie auch Assistent*innen und Schulbegleitung zählen. „Mit meinem Team habe ich ganz viel Glück gehabt!“, erklärt die Schulleiterin. Besonders die Kooperationen mit dem Beruflichen Gymnasium und der Berufsschule Schwerpunkt Ernährung waren sehr hilfreich dabei, das Konzept „Gesunde Schule“ an der Klaus-Groth-Schule weiterzuentwickeln. Das „voneinander Lernen“ hat in der Grundschule einen hohen Stellenwert und wird im Schulalltag gelebt. Jede*r Mitarbeiter*in kann mit individuellen Wünschen zur Schulleiterin kommen, es gibt Möglichkeiten für Fortbildungen sowie Hospitationen an anderen Schulen und untereinander. „Wenn jemand gute Ideen hat, dann wird davon in der Lehrer*innenkonferenz erzählt und andere können ihre Gedanken dazu äußern und etwas Eigenes daraus machen“, erklärt Andrea Bruhn das Prinzip des geförderten Austauschs. Eine der guten Ideen der Schulleiterin war es außerdem, auf Anregung einer Kollegin, die GemüseAckerdemie an die Schule zu holen und sich damit für „Profihilfe“ zu entscheiden.

Frau Miehe und Frau Gerlof sind die AckerLehrer*innen, die seit über zwei Jahren mit vollem Engagement dafür sorgen, dass der Acker das Gesamtbild der „Gesunden Schule“ vervollständigt. Inzwischen ist der AckerUnterricht fester Bestandteil des Sachunterrichts in einer Klasse der ersten und zweiten Klassenstufe sowie in zwei Klassen der jeweils dritten und vierten Klassenstufe. Zusätzlich wird der Acker auch für die Fächer Deutsch, Kunst oder Hauswirtschaft genutzt. Die AckerLehrer*innen sehen die feste Einbindung des Ackers in den regulären Unterricht als Erfolgskriterium und sind der Meinung, der Acker mache den Unterricht „lebendiger, ganzheitlicher und abwechslungsreicher“.

Das direkte Erleben, das eigene Entdecken sowie Erfahrungen mit anderen zu teilen seien eine enorme Motivation für die Schüler*innen. Laura (9 Jahre) findet das auch gut: „Die Aufgaben, die wir da machen, finde ich super-, superspannend. Und wenn man einmal was nicht machen kann, dann fragt man andere. Das ist richtig, richtig cool.“ Lina (10 Jahre) „mag es gerne, dass man dort so viel Auswahl hat, was man machen kann.“ Auch Luca (10 Jahre) hat besonders Freude an der Abwechslung auf dem Acker: „Man hat immer was Neues kennengelernt, auch an Gemüse, was man noch nicht so oft gesehen hat oder gar nicht kannte, deswegen war das eine neue Erfahrung für mich.“ Shayan (10 Jahre) mag es besonders, dass „man mal rausgehen darf“. Und Max (10 Jahre) findet am Acker gut, dass „manchmal, wenn wir Sachen ernten, wir dann reingehen und irgendwas Leckeres daraus kochen“.

Für die AckerLehrer*innen ist der Acker nicht nur ein Lernort, sondern auch ein „absoluter Wohlfühlort“, der sich „immer anfühlt, wie ein Geschenk“. Ihnen ist ihre Begeisterung für den Acker im Gespräch deutlich anzumerken. Nach der Schulleiterin Andrea Bruhn ist diese Motivation auch das wichtigste Kriterium für den Programmerfolg, denn „etwas aufzudrücken macht keinen Sinn“. Der Acker liegt direkt neben dem Pausenhof der Schule und es gibt sogar selbstgebaute Sitzbänke, auf denen eine ganze Klasse Platz findet.

Die AckerLehrer*innen haben neben den tatkräftigen Schüler*innen auch Unterstützung von den Kolleg*innen, den schulischen Mitarbeiter*innen, dem Hausmeister, zwei AckerMentor*innen, der Nachmittagsbetreuung „Max und Milla“ sowie einer Nachbarin mit ihrer Tochter. Auch die Eltern unterstützen teilweise bei der Umsetzung wie zum Beispiel beim Umgraben und Mulchen und der Ferienbetreuung des Ackers. Gerne nehmen sie beim zweimal in der Woche stattfindenden Gemüseverkauf gegen eine Spende Gemüse mit oder ernten es selbst. Mehrmals im Jahr gibt es außerdem die „Acker-Fundays“, bei denen große AckerTätigkeiten gemeinsam mit Groß und Klein angepackt werden. Andere Eltern erfahren vom Gemüseacker an der Schule und wollen ihre Kinder explizit in der AckerKlasse anmelden. Die Eltern und ihr Mitwirken sind für die AckerLehrer*innen ein wichtiges Kriterium für die erfolgreiche Umsetzung des Ackers. Das Ziel von Frau Miehe und Frau Gerlof ist es, eine ehrenamtliche Gruppe von Erwachsenen aufzubauen, die nach Bedarf um Unterstützung gefragt werden kann. Die Herangehensweise ist dabei, den Eltern die positiven Aspekte des Ackers aufzuzeigen und sie so für den Acker zu begeistern. Ein enger Kontakt besteht außerdem zu dem Biohof aus der Region, von dem die meisten Jungpflanzen stammen. Herausforderungen gibt es bei der Finanzierung des Ackers. Aktuell wird die Schule von der BINGO-Umweltlotterie unterstützt. Die AckerLehrer*innen hoffen auf weitere finanzielle Unterstützung durch den Förderverein, auch weil sie gerne noch mehr feste AckerStunden für weitere Klassen initiieren wollen. Auch für die Schulleiterin ist es mühsam, immer wieder Geld zu beschaffen. Sie wünscht sich einen „Europa-Topf für Gemüse“. Emily (8 Jahre) wünscht sich für den Acker, „dass es tausende Regenwürmer gibt, die die Erde schön machen“.

Auch während der Schulschließung zur Eindämmung des Corona-Virus ermöglichten Frau Miehe und Frau Gerlof den Kindern die Bindung zum Acker und die praktischen und emotionalen Erlebnisse. So gab es weiterhin wöchentliche Besuchs- und Beobachtungsaufgaben sowie Pflanz- und Aussaataufgaben für zu Hause inklusive Saatgut. Die Kinder dokumentierten die Wachstumsprozesse und ihre Pflegetätigkeiten. Insgesamt sind sich die AckerLehrer*innen einig: Besser geht Lernen und Erleben nicht! Das findet auch Laura (9 Jahre): „Ich würde es schön finden, wenn jede Klasse, wirklich jede Klasse beim Acker arbeiten könnte.“