Mitmachen 03. August 2023

Schmackhafte Bodenschätze: Die Erfolgsgeschichte der Kartoffeln

Ran an die Kartoffeln! Die Knollen stecken voller Überraschungen – nicht nur, was die Nährstoffe angeht. © Foto: Nadine Stenzel

Sie wachsen unterirdisch heran und schmecken überirdisch lecker: Kartoffeln haben im Laufe der letzten Jahrhunderte unsere Gemüsegärten und Esstische erobert. Lies hier, warum das auch einem gewitzten König zu verdanken ist, weshalb die Kartoffelpflanze sowohl giftig als auch nahrhaft ist und was sie in den Haaren adliger Damen zu suchen hatte.

Von hohen Gebirgen und trickreichen Königen: die Geschichte der Kartoffel

Kartoffeln gehören zur Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae) und haben daher zahlreiche gemüsige „Pflanzengeschwister“ wie Tomaten, Auberginen und Paprika, aber auch giftige Gewächse wie Tollkirsche oder Tabak.

Die Heimat der Knolle liegt in der Andenregion in Südamerika; manche Sorten lassen sich daher noch in Höhen von über 4.000 Metern anbauen. Die immense Vielfalt von Kartoffelsorten ist kaum zu überschauen – allein in Peru sind über 4.000 Sorten bekannt!

Süßkartoffeln sind übrigens nur entfernt mit den Kartoffeln verwandt und gehören zur Familie der Windengewächse. Die „Kartoffel“ im Namen haben sie ihrer ähnlichen Form und Verwendungsweise zu verdanken.

Spanische Eroberer brachten die Kartoffel im 16. Jahrhundert aufs europäische Festland. Um misstrauische Landwirt*innen von der neuartigen Knolle zu überzeugen, griff der preußische König Friedrich II. sogar in die psychologische Trickkiste: Mitte des 18. Jahrhunderts ließ er Kartoffeln auf Feldern anpflanzen und von Soldaten bewachen. Die Geheimnistuerei weckte die Neugier von so mancher*m Bäuer*in – nachts kam es zu gelegentlichen Kartoffeldiebstählen auf den Feldern, die der König bewusst nicht ahndete. So konnten auch die preußischen Landwirt*innen allmählich von der Wunderknolle überzeugt werden.

Die Wunderknolle im Gemüsebeet

Anbau, Pflege und Ernte von Kartoffeln

Ihre weltweite Verbreitung hat die Kartoffel ihrer Anpassungsfähigkeit zu verdanken, die sie in vielen Klimazonen wachsen lässt. Allerdings haben Kartoffeln einen hohen Nährstoffbedarf, was du beim Anbau der Knollen bedenken solltest. Wir empfehlen daher ein zuvor gut gemulchtes Beet oder sie in der Fruchtfolge nach Hülsenfrüchtlern wie Erbsen und Bohnen anzubauen, die dem Boden wenig Nährstoffe entziehen, ihn aber mit wertvollem Stickstoff anreichern.

In unseren Anleitungsartikeln erfährst du, wie du Kartoffeln richtig pflanzt, warum du sie zu Beginn regelmäßig häufeln solltest, was du bei Befall mit Kartoffelkäfern tun kannst und wie du bei der Kartoffelernte am besten vorgehst.

Von Früh- bis Spätkartoffeln

Wann du Kartoffeln ernten kannst, hängt auch von der Sorte ab:

eine rote Kartoffelknolle mit teilweise entfernter Schale

Frühkartoffeln

brauchen zwischen 90 und 120 Tage zur Reife. Im April gepflanzte Exemplare kannst du also im Juli, manche Sorten sogar bereits im Juni ernten. Sie sind kleiner, haben ein feines Aroma und enthalten weniger Kohlenhydrate als Spätkartoffeln. Frisch geerntet, solltest du sie bald verzehren, denn auch bei kühler, dunkler Lagerung halten sie maximal zehn Tage. Das liegt vor allem an ihrer dünnen Schale, wie du bei der Frühkartoffelsorte 'Red Duke of York' auf unserem Bild sehen kannst.

Zwei aufgeschnittene Hälften einer dunkelblauen Kartoffelknolle

Spätkartoffeln

bleiben bis zu 160 Tagen in der Erde. Geerntet werden sie erst, nachdem das Laub komplett abgestorben und vertrocknet ist – meist ist das im September oder Oktober der Fall. Sie schmecken deutlich kräftiger als Frühkartoffeln. Außerdem haben sie eine dickere Schale, wie die Sorte 'Blaue Anneliese' auf unserem Bild zeigt. Das macht sie sehr lagerfähig, sodass sie im dunklen, kühlen Keller auch den Winter überstehen.

Starke Öko-Energieversorger: Das steckt in den Knollen  

Die nahrhaften Knollen haben viele Stärken – eine davon: viel Stärke. Und die heißt mit gutem Grund so, denn die darin enthaltenen Kohlenhydrate versorgen deinen Körper mit reichlich Energie. Der Stärkegehalt ist auch für die Verarbeitung wichtig: Kartoffeln mit viel Stärke sind mehlig, festkochende Sorten haben einen niedrigeren Stärkegehalt.

Dick machen Kartoffeln trotz der Stärke noch lange nicht, wenn du sie dir als Teil einer abwechslungsreichen Ernährung schmecken lässt – am besten nur selten in Pommes- oder Chipsform und stattdessen mit vielen weiteren, kalorienärmeren Gemüsearten.

Einmal erhitzt, wandelt sich die Stärke mit zunehmender Abkühlung der Kartoffel in sogenannte „resistente“ Stärke um – zum Beispiel im Kartoffelsalat. Resistente Stärke liefert dir dann zwar weniger Power, fördert aber eine gesunde Darmflora – und kann sogar dabei helfen, den Blutzuckerspiegel zu senken. Darüber hinaus stecken die Knollen voller Vitamine und Mineralien wie Vitamin C, Magnesium, Eisen und Kalium.

Wusstest du, dass Kartoffeln zu den Giftpflanzen zählen? Das liegt am Solanin, das vor allem in den grünen Pflanzenteilen steckt (Blätter, Beeren sowie grüne Stellen und Keime an den Knollen). Aus diesem Grund solltest du grüne Stellen an Kartoffeln großzügig wegschneiden und gänzlich grün verfärbte oder schon stark keimende Knollen gar nicht erst verzehren.

Gerichte und Geschichte: die Kartoffel in der (Ess-)Kultur

Aufgrund ihrer weltweiten Verbreitung und des großen Nährwerts gehört die Kartoffel in vielen Ländern zu den Grundnahrungsmitteln. Entsprechend groß ist die Vielzahl der Zubereitungsarten – von gekocht über gebacken bis frittiert, im Ganzen oder auf die unterschiedlichsten Formen zugeschnitten, geraffelt oder gestampft.

Aus unserem Alltag ist die Knolle kaum wegzudenken, die Pommesbude verdankt ihr sogar ihren Namen (von französisch „Pommes (de terre) frites“ – frittierte Kartoffeln). Auch wenn die Kartoffel als Arme-Leute-Essen galt, hat sie auch in der Spitzenküche ihren Stammplatz gefunden – als Herzoginkartoffel zum Beispiel. Sogar die Blüten der Kartoffelpflanze waren hoffähig: Sie schmückten die Haarpracht der feinen Damen.

Viele Kinder kennen die Knollen auch als Kartoffelstempel, in die Formen geschnitzt und auf Papier gebracht werden. Der Nachteil: Die leckeren Knollen werden damit ungenießbar. Wir empfehlen daher, sie lieber zu verzehren – zum Beispiel mit unserem Rezept für original Schweizer Rösti!

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