Mitmachen 02. März 2023

Scharf auf Vielfalt: Radieschen und Rettiche

Radieschen – farbenfrohe Vielfalt vom Acker

Würzig, scharf und unerwartet bunt: Radieschen und Rettiche haben seit Jahrtausenden einen festen Platz auf den Äckern der Welt gefunden. Lies hier, wie die Erfolgsgeschichte der scharfen Knollen begann, was sie so gesund macht und wo sie sogar größer werden als Medizinbälle.

Wie die tollen Knollen die Welt eroberten

Radieschen (auch Radies genannt) und Rettiche gehören zur selben Art des Garten-Rettichs (Raphanus sativus) und damit zur Pflanzenfamilie der Kreuzblütler. Unterschieden werden sie tatsächlich nur durch die Größe der Knolle, bei der es sich eigentlich um eine Wurzelrübe handelt.

Woher das Gemüse ursprünglich stammt, lässt sich nicht zweifelsfrei sagen: Wahrscheinlich ist, dass die heute bekannten Sorten vom Strand-Rettich aus dem östlichen Mittelmeerraum abstammen, doch auch China kommt als Ursprungsregion in Frage.

Erwähnungen von Radieschen und Rettichen in Europa sind jedenfalls schon seit der Antike bekannt, vom lateinischen radix für „Wurzel“ stammen auch beide deutsche Bezeichnungen. Auf den Äckern und in den Küchen Europas haben sich die Knollen allerdings erst im 16. Jahrhundert etabliert. Heutzutage zählen sie auf der ganzen Welt zu den beliebtesten Kulturpflanzen.

Die Hauptanbaugebiete von Radieschen erstrecken sich auf Nordamerika und Europa – allein in Deutschland landen pro Jahr ungefähr 80.000 Tonnen auf den Erntewagen. Und der Welterfolg kommt nicht von ungefähr: Das Knollengemüse passt sich gut an verschiedene klimatische Bedingungen an und ist je nach Art schon nach drei bis vier Wochen erntereif.

Mehr als nur rot und weiß: Radieschen- und Rettichvielfalt

Radieschen sind kleine rote Kugeln und Rettiche große weiße Kegel? Von wegen! Es gibt Sorten in weiß, gelb, rosa, rot und violett – Rettiche sogar in schwarz. Besonders schön: Zweifarbige Sorten, bei denen sich das Farbspiel auf der Schale oder auch außen und innen zeigt.

Ebenso vielfältig sind die Formen, die natürlich auch bei Exemplaren ein- und derselben Sorte unterschiedlich ausfallen können – denn jede Gemüsepflanze ist einzigartig. Neben runden Knollen wachsen Radieschen auch zu länglichen Wurzeln heran wie etwa bei der weißen Radieschensorte ‚Eiszapfen‘. Rettiche wiederum gibt es auch in Kugel- und Zylinderformen.

Auch in der Größe unterscheiden sich die Sorten beträchtlich: Werden manche Exemplare kaum größer als Tischtennisbälle, erreicht eine Radieschensorte aus dem japanischen Sakurajima Spitzenwerte von bis zu 25 kg Gewicht und 50 cm Durchmesser – größer als ein Medizinball!

Wohltuende Schärfe

Echt scharf: Dafür sind Radieschen und Rettiche bekannt. Doch auch hier gibt es Unterschiede zwischen den einzelnen Sorten: Milde Knollen sind ebenso darunter wie richtige Tränentreiber, deren Schärfe du mit Salz etwas abmildern kannst.

Verantwortlich für die Schärfe sind Senföl-Glycoside – ein natürliches Pflanzenschutzmittel, mit dem sich die Pflanze gegen gefräßige Tiere wehrt, das aber auch gegen Mikroben und Bakterien wirkt. Radieschen und Rettichen wird daher eine entzündungshemmende Wirkung nachgesagt, sogar die Bildung von Tumoren soll durch Senföle blockiert werden.

Darüber hinaus regt frischer Rettich- oder Radieschensaft die Bildung von Gallen- und Magensaft an. Wenn du jedoch empfindlich auf Senföle reagierst, solltest du vom Verzehr größerer Mengen absehen – auch in Saftform.

Radieschen und Rettiche in Küche und Kultur

Bei einer abwechslungsreichen und gesunden Ernährung dürfen die knackigen Knollen nicht fehlen: Sie geizen mit Kalorien (nur 16 kcal pro 100 Gramm) und sind vollgepackt mit wertvollen Nährstoffen wie etwa Vitamin K, Vitamin C und Eisen. So enthalten 10 handelsübliche Radieschen ungefähr 30 mg Vitamin C; das ist gut ein Viertel der empfohlenen Tagesdosis für Erwachsene.

Kein Wunder also, dass Radieschen und Rettiche auf vielen Speiseplänen zu finden sind. Ob als Rohkost-Snack, auf Butterbroten, als essbare Schnitzdekoration, in Salaten oder eingelegt – wie Rettiche in der asiatischen Küche gerne auf den Tisch kommen.

Verwendung finden meist die Knollen, doch auch das Grün der meisten Rettich- und Radieschenarten ist gesund und essbar! Gut gewaschen geben die Blätter grünen Smoothies einen frischen Kick – du kannst sie aber auch gekocht wie Spinat, als Salatbeigabe oder sogar als Suppe genießen, die du mit unserem Rezept nachkochen kannst.

Darüber hinaus finden die Knollen auch als Öl- und Futterpflanze Verwendung und begegnen uns sogar dort, wo wir sie am wenigsten erwarten: in Tinte zum Beispiel. Eine uralte chinesische Technik zur Herstellung von Kalligraphie-Tinte basiert auf dem Öl von Radieschensamen, das zu Ruß verbrannt und dann mit Wasser vermischt wird. Der Clou dabei: Die Radieschen-Tinte ist garantiert lichtecht und ließ sich so für archivierbare Dokumente verwenden.

Von Festivalhelden, Weltraum-Stars und Maskottchen

Ein so vielseitiges Gemüse muss gebührend gefeiert werden – das finden nicht nur wir, sondern auch die Bewohner*innen des mexikanischen Oaxaca. Jeden 23. Dezember feiern diese die „Nacht der Radieschen/Rettiche“ (Noche de los rábanos) und schnitzen Bibelszenen, Figuren aus der Popkultur und ganze Gebäude aus dem begehrten Gemüse.

Auch Japaner*innen versetzt der Rettich allährlich in Feierlaune. Beim „Fest der Sieben Kräuter“ am 7. Januar zählt der Daikon-Rettich zu den sieben Wildgemüsen, die oft mit musikalischer Begleitung verzehrt werden.

Wen wundert es da noch, dass die scharfen Knollen nicht nur die Erde, sondern auch das All erobern? Im Jahr 2020 haben Astronaut*innen an Bord der Internationalen Raumstation Weltraum-Radieschen angebaut – mit Erfolg! (hier geht’s zum Video).

Zurück zur Erde: Zigtausenden Kita- und Kindergartenkindern in Deutschland, Österreich und der Schweiz ist die rote Knolle auch als „Rudi Radieschen“ bekannt – dem Maskottchen von AckerRacker, unserem Bildungsprogramm für Kitas und Kindergärten. Das die Kinder die gesunden Knollen auch in ihren Beeten anbauen und ernten, versteht sich von selbst!

Du möchtest deine eigenen Radieschen aussäen? Erfahre hier, wie's geht: