Die GemüseAckerdemie ist ein Bildungsprogramm von Acker

Acker Porträt 05. Mai 2025 Judith Holly

Welcher Mais soll auf unserem Acker wachsen?

Mangold, Palmkohl, Kohlrabi und Salat auf dem Acker der Volksschule Frastanz in Vorarlberg. Volksschule Frastanz

Die Volksschule Frastanz liegt im Bezirk Feldkirch und ist einer unserer westlichsten Lernorte in Österreich. Die Schüler*innen sind hier das ganze Jahr über auf dem Acker und ernten Anfang März noch Lauch und Palmkohl für die Zubereitung warmer Mahlzeiten. Neben Kartoffelsuppe und Grünkohlchips steht hier vor allem das Thema Nachhaltigkeit am Speiseplan. Der AckerLehrerin Verena Kathrein ist es ein besonderes Anliegen, dass alle Kinder der Volksschule die Möglichkeit haben, selbst zu erleben, woher unsere Lebensmittel kommen. 

Auf Entdeckungsreise im Gemüsebeet

„Es macht einen großen Unterschied, ob wir mit den Kindern draußen, im Grünen, arbeiten, oder drinnen, im Klassenzimmer. Am Acker sind unsere Schüler*innen sehr viel entdeckender unterwegs und kommen selbständig ins „Machen“. Es fällt ihnen meist gar nicht auf, dass sie in einem Lernprozess sind“, erzählt Kathrein. Seit etwa einem Jahr nutzen die Lehrer*innen der Volksschule Frastanz den Acker als grünes Klassenzimmer. Dabei lässt sich beobachten, dass die Kinder der Natur mittlerweile selbstbewusst und ohne Scheu gegenüberstehen. Kathrein meint, dass sich manche Schüler*innen zu Beginn sehr vorsichtig verhalten haben und beispielsweise Regenwürmer nicht anfassen wollten. Heute ist das an der Schule aber kein Thema mehr, die Kinder stehen den AckerTieren mit großem Interesse gegenüber und transportieren die Würmer in ihren bloßen Händen. 

Roh mögen wir es am liebsten! 

„Ich habe gar nicht erwartet, dass meine Schüler*innen das Gemüse direkt am Acker essen. Etwas „roh“ zu probieren ist immer sehr beliebt“, berichtet die AckerLehrerin. Dabei werden Radieschen, Karotten und Palmkohl besonders gerne gegessen. Wenn dann von der Ernte noch etwas übrigbleibt, verkochen die Volksschulkinder mit ihren Lehrer*innen das Gemüse in der Küche des Kindergartens Frastanz-Hofen. 

Was bedeutet saisonal?  

Für Verena Kathrein spielt die Wissensvermittlung rund ums Thema Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle im Schulalltag. Den Acker sieht sie dabei als eine tolle Möglichkeit, um die Schüler*innen dafür begeistern zu können. Ein Kind fragt: „Was ist denn jetzt eigentlich saisonal?“ Kathrein freut sich darauf antworten zu können: „All das, was jetzt gerade draußen auf unserem Acker wächst, ist saisonal.“ Die AckerLehrerin ist der Meinung, dass Nachhaltigkeit in der Schule oft zu kurz kommt, obwohl es für uns alle ein zukunftsweisendes Thema ist. „Wir haben hier ganz verschiedene Kinder mit unterschiedlicher sozialer Herkunft. Manche sind sehr gut gestellt, andere weniger. Nicht alle Kinder haben zu Hause einen Garten“, berichtet sie uns. Kathrein versucht den Acker auch in die Familien der Kinder zu bringen: „Es ist wichtig, dass diese Themen aus der Schule herausgetragen werden. Im letzten Jahr sind uns bei den Pflanzungen ein paar Kohlrabi-Pflänzchen übriggeblieben, die habe ich den Kindern dann mitnachhause gegeben. Selbst die Kinder, die in einer Wohnung mit einem kleinen Balkon leben, haben sie zu Hause eingesetzt und mit ihren Eltern darüber gesprochen.“ 

Riebel-, Popcorn- oder Zuckermais: Das ist hier die Frage!

An der Volksschule lernen die Kinder auch neue Gemüsearten und -sorten kennen. Dadurch werden nun in den Haushalten in Frastanz Grünkohlchips zubereitet und die Eltern von ihren Kindern befragt: „Papa, wie schmeckt dir unser Gemüse vom Acker?“ „Die Schüler*innen berichten uns oft, wie ihre Eltern oder Geschwister Gemüse finden, dass sie selbst zum ersten Mal auf dem Acker in der Schule probiert haben“, erzählt Kathrein. Ein Gemüse mögen dabei alle Volksschulkinder besonders gerne: Mais. Die AckerLehrerin versucht den Unterricht partizipativ zu gestalten. So haben die Kinder auch ein Mitspracherecht, wenn es um die Sortenauswahl geht. „Welcher Mais soll nächstes Jahr auf den Acker: Riebel-, Popcorn oder Zuckermais?“, fragt sie und erstellt eine Umfrage. Dabei geht ein klarer Sieger hervor, der Popcornmais. Kathrein findet: „Warum sollen wir Lehrer*innen denn entscheiden, was auf dem Acker in der Schule wächst?“   

Für die Zukunft wünscht sich die engagierte AckerLehrerin, dass der Garten zu einem dauerhaften Bestandteil der Volksschule wird und dass sie viele weitere Schüler*innen und Kolleg*innen für das Ackern begeistern kann. 

Auch ihr wollt an eurer Schule Popcornmais ernten?