Die GemüseAckerdemie ist ein Bildungsprogramm von Acker

Acker Reportage 11. November 2024 Judith Holly

Eine rote Wurzel vom Acker auf unserem Teller

Acker e. V. / Nadine Stenzel

Schon Mitte des Sommers beginnen sich die kleinen Köpfchen einer runden Frucht aus dem Erdboden zu drängen. Gut getarnt und oft erst auf den zweiten Blick erkennbar, ragen sie unauffällig nach oben. Ihr dichtgewachsenes Haar in dunkelgrün mit pinken Strähnen tanzt im Sonnenlicht, während es vom sanften Spätsommerwind gebürstet wird. Bis in die letzten Herbsttage, wenn es schon kühl und frostig ist, stehen diese außergewöhnlichen Früchte am Acker. Es sei denn, die Kinder an unseren Schulen und Kindergärten haben sie bereits aus dem Boden gedreht. Mit etwas Schwung lässt sich ihre Wurzel nach oben ziehen und vom Erdreich befreien. Et voilà! – Hier ist sie, unsere Rote Rübe! Oder wie unsere Nachbarkinder in Deutschland sie nennen: Rote Beete! Doch so toll sieht die Wurzel gar nicht aus… Die könnte ja glatt mit einem Erdklumpen verwechselt werden. Zum Glück wissen die Kinder Bescheid: es kommt auf das Innere an! Wird die Wurzel mit einem Messer halbiert zeigt sich ihre Schönheit in voller Pracht. Ein purpurfarbenes Fruchtfleisch kommt zum Vorschein. Es färbt Finger und Zunge.  

Manchmal schafft es eine Rübe vom Acker sogar bis in die Küche und weiter auf unsere Teller. Wie genau das passiert und welchen Weg sie dabei zurücklegt erfährt ihr im Beitrag.  

Biobauer Simon Zoubek aus dem Marchfeld in Niederösterreich beliefert unsere Lernorte im Osten Österreichs mit Jungpflanzen. Gemeinsam mit seiner Familie betreibt er den Biohof Adamah in zweiter Generation. Dieses Jahr hat er allein für unsere Kindergärten und Schulen über 250 Rote Rübenpflanzen großgezogen, ähm, wir meinen, junggezogen. Denn um Größe und Erziehung der Pflänzchen kümmern sich in der GemüseAckerdemie und bei AckerRacker Kinder und Jugendliche selbst! Simon ist dafür zuständig, dass aus einem Samenkorn ein Keimling entsteht, der sich später fest im Erdboden verankern kann. Mit dieser sogenannten Anzucht beginnt er bereits im Februar, damit die Pflanzen genügend Zeit haben, um sich für den Acker vorzubereiten. Möglichst kräftig und gut genährt sollen sie später sein! Dafür wird der Folientunnel, in dem die Pflänzchen gedeihen, von Simon beheizt. Der Strom kommt aus der eigenen Photovoltaikanlage am Hof und wird dadurch nachhaltig produziert. Als Biobauer arbeitet Simon nur mit Anzuchterde ohne Torf. Das ist ihm besonders wichtig, denn Torf ist kein nachwachsender Rohstoff und somit nur begrenzt verfügbar. Zudem setzt der Torfabbau auch klimaschädliche Gase frei. Die Anzucht nach ökologischen Prinzipien ist nicht immer ganz einfach und bedarf etwas Erfahrung. Doch Simon weiß, was seine Rübchen brauchen!  

Vom Samenkorn zur Topfpflanze 

Im März beginnt er mit dem Pikieren: hier werden die kleinen Pflanzen mit einem Stab aus der Anzuchtschale in Töpfe umgezogen. Das ist wichtig, denn nur so haben sie genügend Platz, um gut weiterwachsen zu können. Mit viel Fingerspitzengefühl wird das Pikieren von Simon und seinem Team vorgenommen. Dabei spielt der richtige Zeitpunkt eine wesentliche Rolle. – Sind die Pflänzchen schon bereit, ihr Zuhause zu verlassen und einen eigenen Topf zu bewohnen? Haben sie genügend Kraft gesammelt, um sich gegen Schädlinge wie Schnecken und Läuse zu wehren? Und schaffen sie es, ihre Wurzeln ganz tief in die Erde zu graben? – Eine aufregende Zeit, die Simon mit Spannung verfolgt. Bis zum Ende des Frühjahres kümmert er sich darum, dass alle Pflänzchen möglichst gut versorgt sind.  

Zuwachs auf dem Acker

Und dann ist es auch schon so weit, Simon bringt die Jungpflanzen an unsere Schulen und Kindergärten. – Das große Einpflanzen beginnt! Tatkräftig erproben sich die Kinder im Ausheben und Gießen von Erdlöchern, um dem neuen Zuwachs ein Zuhause auf ihrem Acker zu schenken. Dabei geht es manchmal wild umher! Alle Kinder möchten, dass die Pflänzchen unter den besten Bedingungen heranwachsen, um später saftige Rote Rüben ernten zu können. In der Gemüseackerdemie und bei AckerRacker lernen sie, was es dafür benötigt. Neben Achtsamkeit und Pflege, spielt vor allem Zeit eine wichtige Rolle. Doch oft können die Kinder es kaum erwarten die roten Wurzeln in ihren Händen zu halten. Schon am nächsten Morgen nach der Pflanzung fragen sie die Erwachsenen: „Wann können wir endlich ernten?“

Gemüseanbau selbst erleben 

Simon bekommt vom Trubel an den Kindergärten und Schulen aber nur wenig mit, denn bei ihm am Hof warten noch über tausend weitere Jungpflanzen, die auf den Acker müssen. Gerade im Frühjahr hat er viel zu tun. Was die Kinder am Acker erproben, ist bei Simon zur Profession geworden. Als Biobauer versorgt er die Menschen aber nicht nur mit Jungpflanzen, sondern auch mit frischem saisonalem und regionalem Gemüse aus biologischem Anbau. Obwohl er keine klassische Ausbildung als Landwirt gemacht hat, ist das Ackern seine Berufung geworden. Denn schon in jungen Jahren hat er selbst erlebt, wo unsere Lebensmittel herkommen und wie Gemüseanbau funktioniert. Seine Eltern haben 1997 den Biohof Adamah gegründet, den er heute gemeinsam mit seinen Geschwistern führt.  

Die rote Wurzel als braungebrannter Puffer 

In diesem Jahr sind die Rübenpflanzen von Simon an unseren Schulen und Kindergärten besonders gut gewachsen. Die Kinder freuen sich über die ergiebige Ernte und probieren die Früchte schon direkt am Acker. Doch auch im Kochtopf und in der Bratpfanne kommen sie zum Einsatz: zum Beispiel als braungebrannte Puffer!  

Zum Abschluss zeigen wir euch deshalb, wie aus den Roten Rüben knusprige Bratlinge werden können: 

4 Portionen | 25 Minuten | einfach 

Zutaten 

  • 300g Rote Rüben
  • 300g Erdäpfel
  • 1 Ei
  • 5 EL Haferflocken
  • ½ Becher Topfen oder Pflanzencreme
  • 1 TL Salz
  • 1 Prise Pfeffer
  • Öl zum Braten

So geht’s 

  1. Rote Rüben und Erdäpfel waschen.
  2. Rote Rüben und Erdäpfel schälen und mit einer Reibe grob raspeln.
  3. Ei in eine Tasse schlagen.
  4. In einer Schüssel Rüben, Erdäpfel, Ei, Haferflocken und Topfen vermengen. Mit Salz und Pfeffer würzen.
  5. Die Masse zu kleinen Puffern formen.
  6. Öl in einer Pfanne erhitzen. Puffer in die Pfanne geben und von jeder Seite für 2–3 Minuten bei mittlerer Hitze goldgelb braten. Vorgang wiederholen, bis alle Puffer fertig sind.

Mahlzeit!  

Noch mehr Rezepte zur Roten Rübe und zu anderen Gemüsearten findet ihr auf unserer digitalen Lernplattform.