AckerRacker ist ein Bildungsprogramm von Acker

Acker Porträt 01. April 2022

AckerPerle DRK Kita „Teldauer Spatzen“

Alle, die das Ackern und Gemüse lieben, heben die Arme! DRK Kindertagesstätte "Teldauer Spatzen"

Das Thema Natur hat in der DRK Kindertagesstätte „Teldauer Spatzen“ in Vorderhagen einen besonderen Stellenwert – daher ist es nicht verwunderlich, dass seit 2021 neben einem Wildbienenhotel und einem „Umweltbaum“ auch ein Acker auf dem Kita-Gelände zu finden ist. Bevor dieser entstehen konnte, mussten allerdings einige Hürden überwunden werden. Welche das wohl waren?

Weil die DRK Kindertagesstätte „Teldauer Spatzen“ den Acker ganz besonders gut in ihren Kita-Alltag integriert hat, gehört sie zu unseren „AckerPerlen“. Für diese Rubrik haben wir im Rahmen unserer Wirkungsanalyse Kitaleitungen und Erzieher*innen von AckerKitas interviewt, die sich durch besondere Bildungskonzepte auszeichnen.

Autorin: Lena Hetzer / Acker e. V. 
Fotos: DRK Kindertagesstätte „Teldauer Spatzen“

Steckbrief

Ort: Vorderhagen

Bundesland: Mecklenburg-Vorpommern

Anzahl Kita-Kinder: 44

Anzahl AckerKinder: 12

Anzahl Erzieher*innen/Mitarbeiter*innen: 5

Anzahl AckerErzieher*innen: 2

AckerKita seit: 2021

Größe des Ackers: 56 m2

„Lecker!“, ruft ein Kind. Ein anderes verzieht das Gesicht ein wenig: „Bitter.“ Ein drittes stellt lachend fest: „Der knackt!“ Die Kinder stehen auf dem Acker der DRK Kindertagesstätte „Teldauer Spatzen“ in Vorderhagen und probieren zum ersten Mal den Salat, den sie im Frühjahr auf ihrem eigenen Acker angepflanzt haben. Den Acker gibt es bei den Teldauer Spatzen noch gar nicht so lange: erst 2021 hat er sein Plätzchen neben dem Kita-Gebäude auf einer ungenutzten Auffahrt gefunden.

Neben Bienenhotel und Umweltbaum

Melanie Buck, die seit 12 Jahren die Leitung der Kita übernimmt, liegt es sehr am Herzen, den Kindern das Thema Natur nahezubringen. So verwundert es nicht, dass sich der KitaAcker bei den Teldauer Spatzen neben vielen anderen spannenden Projekten einreiht. Durch eine Kooperation mit dem Verband „Artenschutz in Franken“ zum Beispiel können die Kinder direkt auf dem Kita-Gelände das rege Treiben in einem Wildbienenhotel beobachten. Ebenfalls auf dem Gelände findet man einen „Umweltbaum“, der mit einem Nistkasten und einer Kamera ausgestattet ist: „In unserem Haus haben wir einen Monitor, auf dem wir dann mit den Kindern beobachten, was die Vögel im Nistkasten machen oder wie sie im Winter an den Futtersäulen sind“, berichtet Melanie Buck von dem Projekt, das in Zusammenarbeit mit dem Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe MV entstanden ist. Unser Bildungsprogramm AckerRacker hat die Kitaleiterin an die Kita geholt, um für die Kinder einen natürlichen Erfahrungsraum für den Gemüseanbau zu schaffen – in der Hoffnung, dass sie auf die Frage, wo denn Gemüse wachse, in Zukunft nicht mehr antworten: “Na aus dem Supermarkt, das kaufen wir doch immer da.“

Zwei große Hürden

Bis der Acker an der Kita in Vorderhagen tatsächlich seinen Platz fand, hatte es zwei große Hürden zu überwinden gegeben. Die erste sei laut Melanie Buck die Finanzierung gewesen: „Durch Zufall habe ich in der Zeitung gelesen, dass die Volks- und Raiffeisenbank Menschen durch Fördergelder unterstützt“ erzählt die Kitaleiterin. Stolz zeigt sie ihre Urkunde für den Stiftungspreis „Hilfe zur Selbsthilfe“ in Höhe von 3.000 Euro. Wenige Zeit später habe die Kita dann bereits vor der nächsten Herausforderung gestanden: das Abtragen des Schotters der Auffahrt und das Organisieren einer großen Menge Mutterboden. Doch der Aufwand hat sich gelohnt und Melanie Buck ist überrascht und erfreut, wie gut sich die Pflanzen auf dem KitaAcker trotz der schwierigen Ausgangsbedingungen entwickeln. „Auch viele Eltern, die den Acker sehen, staunen, wie gut das alles wächst – viel besser als bei ihnen im Garten“, berichtet sie.  

Ackern in kleinen Schritten

Während Melanie Buck das Ackern mit den Vorschulkindern übernimmt, betreut Erzieherin Joanna Kornack die Drei- und Vierjährigen auf dem Acker. Mit ihrer Liebe zum Gärtnern und ihrem großen Know-how ist sie als AckerErzieherin ganz in ihrem Element: „Ich bin gerne in der Natur und habe selbst einen Garten zu Hause. Für mich ist das keine Arbeit, sondern Ruhe pur“, erzählt sie. Wenn sie mit den jüngeren Kindern auf den Acker gehe, dann werde „in kleinen Schritten“ geackert. Die Konzentrationsspanne sei bei den Kleinen schließlich nicht ganz so hoch – und der Spielplatz nebenan ziemlich verlockend. „Wir haben ein bisschen geerntet, die Beete von Unkraut befreit oder auch die Tomaten ausgegeizt und hochgebunden. Wir haben eben Kleinigkeiten gemacht, so wie die dreijährigen Kinder das können und mögen“, erzählt die AckerErzieherin.

Die „Großen“ – so werden hier die 5-Jährigen genannt – waren bei den Pflanzungen dabei, die bisher „immer bei Sturm und Regen“ stattgefunden haben, wie Joanna Kornack erzählt. „Wir waren durchgenässt, aber trotzdem haben wir weitergemacht. Und die Kinder hatten große Freude.“ Die fünfjährige Romy erinnert sich, wie sie die Tomaten eingepflanzt hat: „Ich habe erst hier ein Loch gebuddelt und dann Wasser reingemacht und dann die Pflanze reingesetzt.“ Das Einpflanzen gehört bei den AckerKindern zu den absoluten Highlights: So fand Anna (6 Jahre) es besonders toll, die Radieschensamen auszusäen, Janne (6 Jahre) hat das Einpflanzen der Zuckererbsen großen Spaß gemacht und Romy mochte das Einsetzen der Gurken-Jungpflanzen besonders gerne.

Die AckerGeschichten als Geburtstagswunsch

Ebenso beliebt bei den Kindern sind die AckerGeschichten. Unsere Gemüsefreunde Rudi Radieschen, Paulina Palmkohl, Gülay Gurke, Maya Mais, Karlos Kartoffel und Willi Wurm erzählen darin von ihren Abenteuern auf dem Acker und führen dabei die Kinder an die wichtigsten AckerTätigkeiten heran. Kitaleiterin Melanie Buck freut sich darüber, wie begeistert die Kinder von den Geschichten aus dem AckerLand sind: „Wenn ein Kind bei uns Geburtstag hat, darf es sich immer eine Wunschgeschichte überlegen, die wir dann am Ende der Geburtstagsfeier vorlesen. Es sind in letzter Zeit immer die AckerGeschichten gewesen, die wir vorgelesen haben.“ Auch die Jüngeren bekämen die Geschichten bereits vorgelesen – und rätselten nach dem Vorlesen immer ganz gespannt, was Rudi Radieschen noch alles erleben wird.

Während die AckerStunden an der Kita in Vorderhagen bisher immer spontan stattgefunden haben, soll nun eine gewisse Regelmäßigkeit bei den Teldauer Spatzen einkehren: Jede Gruppe wird ab jetzt einmal wöchentlich auf dem Acker stehen, um den Gemüsepflanzen ihre benötigte Fürsorge entgegenzubringen. Und auch den Tierchen, die auf dem Acker leben, wird hier jede Menge Aufmerksamkeit geschenkt. Wenn ein Regenwurm gefunden wird, der von den Kindern natürlich sofort als Willi Wurm aus den AckerGeschichten erkannt wird, ist ganz klar, was getan werden muss: „In die Erde setzen“, erklärt ein Kind. „Und zudecken mit der Erde!“, ergänzt ein anderes. „Ja, weil sonst essen die Vögel den und der Willi kann nicht mehr die Erde locker machen!“, sagt ein drittes. Hier sind also richtige Profis am Werk.

Die bunte Vielfalt der Natur erleben

Die Kinder der Teldauer Spatzen streifen über den Acker und erzählen stolz, was hier alles wächst: „Hier wächst Kürbis!“, ruft eins. Ein anderes zeigt auf den Kohlrabi: „Der eine ist lila und der andere grün“. Ein Junge bemerkt daraufhin: „Der sieht aber lecker aus!“

Dass die Kinder an der DRK Kindertagesstätte in Vorderhagen so ein gutes Verständnis für Naturzusammenhänge entwickeln können, ist gar nicht so verwunderlich, wenn man erfährt, welche Begeisterung und Kompetenzen ihre Erzieher*innen mitbringen: „Wir wohnen alle im ländlichen Bereich, haben alle einen Garten und sind total interessiert an Pflanzen und Tieren“, erzählt Leiterin Melanie Buck. Seit Kurzem macht sie selbst eine zweijährige Weiterbildung in ganzheitlicher Naturpädagogik. Auch ihre Kolleg*innen nehmen ab und zu an Fortbildungen rund um das Thema Natur teil. Melanie Bucks Wunsch ist es, „später ganz und gar nach naturpädagogischen Ansätzen zu arbeiten“ und den Acker „noch ganz lange zu betreiben.“ Schließlich biete er den Kindern die Möglichkeit, die bunte Vielfalt der Natur zu erleben und eine Beziehung zu ihr zu entwickeln. Die Kitaleiterin ist überzeugt: „Nur wenn man weiß, wo etwas herkommt und was man dafür tun muss, setzt man sich für diese Dinge ein.“