Selbstversorgung mit Gemüse: Interview mit Ina Remmel
Gemüse aus eigenem Anbau: Ina Remmel hat mit uns über die Voraussetzungen zur Selbstversorgung und ihr neues Buch gesprochen. © Foto: Teresa Herzmann
Sich mit eigenem Gemüse komplett selbst versorgen? Das ist nicht nur in Zeiten von teuren Lebensmittelpreisen ein aktuelles Thema. Unsere Kollegin Ina Remmel befasst sich seit vielen Jahren mit der Selbstversorgung und hat vor Kurzem sogar ein Buch darüber veröffentlicht (Link gibt’s unten). Wir haben mit Ina über die Erfahrungen und Herausforderungen bei der Selbstversorgung gesprochen.
Hallo Ina, stell' dich doch mal kurz vor: Was machst du bei Acker und wie bist du zum Thema Selbstversorgung gekommen?
Ina: Zu Acker bin ich gekommen, weil ich mich unter anderem mit Selbstversorgung beschäftigt habe. Noch während meines Studiums der Ernährungswissenschaften habe ich für ein Unternehmen gearbeitet , das Mietgärten betreibt. Dort konnte ich vier Jahre lang Erfahrungen mit Gartenanfänger*innen sammeln.
Als ich dann eine neue berufliche Herausforderung gesucht habe, bin ich auf Acker gestoßen. Dort betreue ich die Lernorte unserer Bildungsprogramme – mittlerweile deutschlandweit – und kann meinen Arbeitsalltag sinnvoll gestalten.
Gegärtnert habe ich übrigens schon immer gerne. Seit vier Jahren habe ich einen 500 Quadratmeter großen Garten, dort baue ich auf insgesamt 120 Quadratmetern Beetfläche mein eigenes Gemüse an.
Hier wachsen viele leckere Mahlzeiten: Inas Garten mit über 120 Quadratmetern Gemüsebeete. Ina Remmel
Selbstversorgung ist Handarbeit: Mehr als drei Stunden pro Woche sind aber nicht nötig, um einen ordentlichen Ertrag zu ernten. Teresa Herzmann
Das klingt toll! Leider verfügt nicht jede*r über einen großen Garten. Was kann man denn auf dem Balkon oder im Hochbeet anbauen?
Das kommt natürlich darauf an, wie viel Platz man zur Verfügung hat. Auf den meisten Balkons lassen sich kleinere Gemüsearten wie Radieschen, Möhren und Pflücksalat problemlos anbauen.
Hochbeete passen auch gut auf Terrassen. Sie bieten die Möglichkeit, eine andere Erde zu nutzen als im Gartenbeet und somit andere Kulturen anzubauen. Ich kombiniere zum Beispiel meine ebenerdigen Beete im Garten mit Hochbeeten: Weil die Erde im Boden sehr lehmig ist, wachsen dort keine Wurzelgemüse – dafür habe ich dann die passende Erde in meinen Hochbeeten.
Gartenbeete haben natürlich trotzdem einige Vorteile: Das häufige Gießen entfällt und die Beete können besser sich selbst überlassen werden.
Erntest du als Selbstversorgerin neben dem vielen Gemüse auch wertvolle Erfahrungen?
Oh ja! Das Coole am Gärtnern ist, dass jedes Jahr neue Herausforderungen mit sich bringt. In einem Jahr wächst das Wurzelgemüse besser, im anderen das Kohlgemüse. Dabei lerne ich ständig dazu: zum Beispiel, wie Schädlinge und Nützlinge miteinander interagieren oder welchen Einfluss das Wetter, die Jahreszeiten und die Beschaffenheiten meines Gartens auf das Gemüse haben.
Apropos Jahreszeiten: Gibt's auch im Winter etwas zu tun für Selbstversorger*innen?
Das kommt ganz auf die Motivation an! (lacht) Der Garten lässt sich im Herbst so vorbereiten, dass er Kälte und Frost gut allein übersteht. Was an Gemüse stehen bleibt, kann aber auch den Winter über geerntet werden – gerade bei den milden Wintern in den letzten Jahren.
Doch auch bei Schnee kann man noch ernten, wenn die Beete gut gemulcht sind. Das Gemüse wächst dann zwar nicht mehr, ein Abernten ist aber noch möglich. Das gilt zum Beispiel für Kohlsorten wie Grünkohl, aber auch für das eine oder andere Wurzelgemüse.
Der Winter ist aber auch eine Zeit, in der wir dem Garten Ruhe gönnen sollten. Das bedeutet, gefrorene Pflanzen besser nicht anzufassen und auch nicht unnötig über die Beete laufen, da sich sonst die Erde verdichtet.
Auch abseits der Beete bietet der Winter viele schöne Beschäftigungen für Selbstversorger*innen: Saatgut fürs nächste Jahr beschaffen, den Garten für die nächste Saison planen oder in Büchern über die Selbstversorgung schmökern.
Zum Beispiel in deinem neuen Buch „Wenig Zeit und trotzdem Selbstversorger“! Wie viel Zeit ist für die Selbstversorgung denn pro Person einzuplanen? Und wie viel Fläche sollte dafür verfügbar sein?
Also für die komplette Selbstversorgung benötigt man eine große Fläche – allein der Kartoffelanbau nimmt viel Platz in Anspruch. Ohne Kartoffelbeete und Getreideanbau schätze ich ganz grob 60 Quadratmeter pro Person – an Zeit sollte für eine Person 2 bis maximal 3 Stunden in der Woche eingeplant werden.
Liebe Ina, vielen Dank für das Interview – wir wünschen dir viel Erfolg mit deinem Buch und viele erntereiche Jahre in deinem Garten!
Du suchst noch ein nachhaltiges Geschenk für Garten-Einsteiger*innen und alle, die es werden wollen? Das Buch „Wenig Zeit und trotzdem Selbstversorger“ von Ina Remmel ist beim GU Verlag erschienen und für 22 Euro bei deiner Buchhandlung vor Ort oder online erhältlich (ISBN-13: 978-3-8338-8895-3).
PS: Du darfst dich natürlich auch selbst damit beschenken!