Gemeinsam wachsen: Acker und die Deutsche Postcode Lotterie
Friederike Behrends von der Deutschen Postcode Lotterie und Acker-Gründer Christoph Schmitz im Gespräch über eine besondere Partnerschaft. Kristian Barthen
Seit sieben Jahren unterstützt die Deutsche Postcode Lotterie unser Sozialunternehmen auf seinem Weg. Seither haben wir gemeinsam viel erreicht – und gehen dieses Jahr einen neuen Schritt. Friederike Behrends, vorsitzende Geschäftsführerin der Deutschen Postcode Lotterie und Acker-Gründer Christoph Schmitz im Gespräch zu einer ganz besonderen Partnerschaft.
Die Partnerschaft von Acker und der Deutschen Postcode Lotterie begann vor sieben Jahren ganz klein: Damals hat die Deutsche Postcode Lotterie die Schulen der GemüseAckerdemie mit Ackergeräten ausgestattet. Wie kam das?
Christoph Schmitz: Ich kann mich noch genau an das erste Mal erinnern, als ich von der Deutschen Postcode Lotterie gehört habe. Eine Mitarbeiterin aus unserer Buchhaltung hat damals die Ausschreibung entdeckt. Sie meinte: „Es gibt da eine neue Lotterie und man kann da einen Antrag stellen für 10.000 Euro Sachkosten.“ Und ich dachte nur: Sachkosten, was soll das denn? (lacht) Wir haben dann aber die Geräte für unsere Schulen beantragt und damit fing die Reise an.
Friederike Behrends: Und wir waren direkt ein Match. Die Deutsche Postcode Lotterie ist in Deutschland auch erst 2016 gestartet und hatte damals selbst noch nicht so viele finanzielle Mittel. Acker ist also von Anfang an mit dabei gewesen.
Wie ist aus der kleinen Förderung für Hacke, Spaten und Co eine so starke und vertrauensvolle Partnerschaft gewachsen?
Christoph: Die Deutsche Postcode Lotterie hat ihre Förderlogik so schnell weiterentwickelt, wie kein anderer Förderer, den ich kenne. Schon im zweiten Jahr war es möglich, auch Personalkosten fördern zu lassen. Anschließend wurde die Förderung Stück für Stück immer freier und hat sich immer mehr auf Vertrauen gestützt. Und das, obwohl wir 2016 mit 48 Schulen und 12 Kitas noch total klein waren.
Friederike Behrends: Wir ja auch – ich glaube, es waren damals fünf Mitarbeitende. Außerdem war noch nicht klar, wie es mit der Deutschen Postcode Lotterie in Deutschland weitergeht. Zwar gab es uns schon in anderen Ländern, aber wie das Konzept der gemeinnützigen Soziallotterie in Deutschland angenommen wird, wussten wir nicht. Wir waren also ähnlichen Unsicherheiten ausgesetzt wie Acker – und dann ist es bei uns beiden super aufgegangen.
Was ist denn das Besondere an der Partnerschaft zwischen Acker und der Deutschen Postcode Lotterie?
Friederike Behrends: Wir sind ein gemeinnütziges Unternehmen, das verbindet uns mit Acker. Wir sind ein Social Business in Form einer Lotterie mit der Mission, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Deshalb gehen mindestens 30 Prozent jedes Losbeitrages an gemeinnützige Organisationen. Die Philosophie mit unseren Partnern ist: Wir wollen euch groß machen. Wir geben euch die Mittel, damit ihr machen könnt, was ihr am besten könnt, und wollen euch auf diesem Weg begleiten. Mit Acker ist das besonders schön, weil wir uns als Sozialunternehmen wirklich parallel entwickelt haben.
Christoph Schmitz: Wir haben außerdem mit der Deutschen Postcode Lotterie einen Partner gefunden, der ganz bewusst klassische Fördermodelle aufbricht und zum Beispiel konsequent auf kleinteilige Nachweis-Bürokratie verzichtet. Und wir schätzen unglaublich, dass die Förderung so langfristig gedacht wird – eine solche Förderlogik ist für uns als Sozialunternehmen extrem hilfreich.
Seit diesem Jahr ist Acker offiziell „Postcode Partner“. Das heißt: Die Förderung ist nicht mehr an ein konkretes Projekt gebunden, sondern kann von Acker frei eingesetzt werden. Wie fühlt sich das an, Christoph?
Christoph Schmitz: Das ist ein großartiges Gefühl. Es tut gut, Partner an der Seite zu haben, die darauf vertrauen, dass wir die richtigen Entscheidungen treffen. Als agiles Sozialunternehmen entwickeln wir uns ständig weiter. Durch diese freie Form der Partnerschaft haben wir die Möglichkeit, unseren Kurs zu ändern, wenn es erforderlich ist und die Fördermittel immer dort einzusetzen, wo sie die größte Wirkung entfalten. Wir müssen nicht sagen: „Das funktioniert zwar nicht so gut, aber es steht im Förderplan, deshalb ziehen wir das jetzt noch zwei Jahre so durch.“ Das verändert für uns als Sozialunternehmen sehr viel.
Friederike Behrends: Vielleicht zur Erklärung: Unsere Postcode Partner erhalten von uns eine bestimmte Fördersumme uneingeschränkt zur freien Verfügung. Wir glauben daran, dass das die effektivste Form der Förderung ist. Aber wir vergeben weiterhin auch klassische Projektförderungen. Auch bei diesen kleinen Förderpartnern legen wir Wert darauf, eine Partnerschaft auf Augenhöhe zu haben. Aber die Postcode-Partnerschaft geht nochmal einen Schritt weiter. Deshalb schauen wir uns bei der Auswahl der Postcode Partner genau an: Wie können wir den größtmöglichen Impact fördern? Die Entscheidung trifft dann ein unabhängiger Beirat – Voraussetzung für die Partnerschaft ist aber natürlich ein vertrauensvolles Verhältnis. Deshalb freuen wir uns ganz besonders, dass Acker dabei ist.
Die Freude ist ganz unsererseits! Auf welche gemeinsamen Meilensteine freut ihr euch?
Friederike Behrends: Ich freue mich auf die vielen Meilensteine von Acker, die wir gemeinsam möglich machen werden.
Christoph Schmitz: Genau. Unser Ziel ist es, das bis 2030 jedes Kind den Wachstums- und Wertschöpfungsprozess von Lebensmitteln mit den eigenen Händen erleben kann. Dazu haben wir systemische Hebel identifiziert, von denen wir glauben, dass sie uns am besten zu diesem großen Ziel führen können: Wir wollen unsere digitale Lernplattform zu einer individuell anpassbaren Service-Plattform ausbauen, um das Ackern für die Lehrkräfte und Erzieher*innen noch einfacher zu machen. Außerdem möchten wir unser Netzwerk weiter stärken und unsere politische Arbeit intensivieren. Darin werden wir immer besser. Und schließlich bringen wir den Gemüseanbau und Bildung für nachhaltige Entwicklung mit unserem Hochschulprogramm CampusAckerdemie auch in die Ausbildung zukünftiger Pädagog*innen – wir glauben daran, dass wir das Bildungssystem so von Grund auf nachhaltig verändern können.
Und die Ziele der Deutschen Postcode Lotterie?
Friederike Behrends: Unser Ziel ist es, in Deutschland weiterhin zu wachsen. Je mehr Lose wir verkaufen, desto mehr soziales Engagement können wir fördern. Außerdem möchten wir unsere Förderpartner besser vernetzen und auch das Thema Soziallotterie in Deutschland mehr in die Öffentlichkeit bringen. Ein großes Dankeschön geht raus an unsere Teilnehmenden, die mit ihren Losen die Bereitstellung der Fördermittel erst möglich machen.
Was macht eine Soziallotterie denn eigentlich aus?
Friederike Behrends: Jede*r einzelne Teilnehmer*in trägt durch sein bzw. ihr Los zu einer nachhaltigeren, gerechteren Welt bei. Außerdem ist es uns wichtig, die regionale Gemeinschaft zu stärken: Die Hälfte unseres Monatsgewinns – das sind derzeit 1,4 Millionen Euro – geht an alle Teilnehmenden im ausgelosten Postcode-Gebiet. Die andere Hälfte geht an die ausgelosten Postcode-Gewinner*innen in der dazugehörigen Postleitzahl. Und dann feiern alle zusammen auf unseren Monatsgewinn-Partys gemeinsam mit von uns eingeladenen gemeinnützigen Organisationen aus der Region. Das stärkt die Community und den Zusammenhalt.
Ein Konzept, das in Deutschland bisher noch wenig bekannt ist.
Friederike Behrends: Genau. Dabei haben wir durchaus einen großen Hebel für gesellschaftliche Veränderung: Die Postcode Lottery Group ist derzeit in fünf Ländern aktiv. Dank der Teilnehmer*innen in allen Ländern sind wir zusammen einer der größten, privaten Fördermittelgeber der Welt - damit lässt sich viel bewirken.
Christoph Schmitz: Im Prinzip haben wir auch hier die gleiche Herausforderung: Wir werden immer noch viel gefragt, ob wir eine spendenfinanzierte NGO sind. Auch wir wünschen uns also mehr Aufmerksamkeit und eine stärkere Wahrnehmung als Sozialunternehmen.
Friederike Behrends: Genau. Auch das verstehen wir unter Partnerschaft: Wir unterstützen euch dabei, Reichweite für eure Themen zu generieren. Ihr unterstützt mit dieser Reichweite aber auch uns und unsere Themen. So können wir gemeinsam wachsen, dabei möglichst viele Menschen mitnehmen und zeigen: Jede*r kann etwas beitragen zu einer zukunftsfähigen Welt.
Ein schönes Schlusswort. Oder muss noch etwas gesagt werden?
Christoph Schmitz: Lose kaufen! (beide lachen)
Vielen Dank für das Interview!