Acker Porträt 16. Oktober 2020

„Meine Kleine hat irgendwann auch angefangen, Gemüse zu zeichnen.”

Illustratorin Karin im Home Office wirft Maskottchen Orangela in die Höhe Ackerdemia e. V.

„Oh, hier huscht schon wieder ein Kind rum!“, sagt Karin schmunzelnd, als wir uns beim Interview über einen Slack Videocall begrüßen. Im AckerPorträt erfahrt ihr, wie die Illustratorin aus dem Design-Team von Ackerdemia erfolgreich ins Homeoffice gewechselt ist und welche Hürden es im Lockdown zu überwinden galt.

Liebe Karin, kannst du dich noch an den Tag erinnern, als dir die Corona-Krise so richtig bewusst geworden ist?

Oh ja! Ich habe nämlich am 13. März Geburtstag. Und ausgerechnet an diesem Tag hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, das sich was ändert. Ich hab‘ mich gefragt: Lade ich noch Leute ein? Wir haben dann mit zwei befreundeten Familien gefeiert, uns schon nicht mehr umarmt und uns mit „Auf irgendwann mal wieder!” verabschiedet. Am Montag kam dann der Shutdown. Seitdem arbeite ich auch kontinuierlich im Homeoffice.

Danke dir für das Stichwort! Wie hat denn die Umstellung aufs Homeoffice geklappt?

Schon vor Corona habe ich mir vorgenommen, einen meiner drei Arbeitstage im Homeoffice zu verbringen. Dazu ist es aber selten gekommen, da ich für viele Termine ins Berliner Zentralbüro kommen musste. Fürs Homeoffice war ich also bestens gerüstet. Da ich hauptsächlich mit einem Laptop arbeite, war das kein Problem. Und digital vernetzt waren wir bei Ackerdemia schon vor dem Lockdown – an den technischen Arbeitsbedingungen hat sich also nichts groß geändert.

Die große Herausforderung kam mit den Schulschließungen. Homeoffice ist super, wenn man allein ist und seine Ruhe hat, aber mit zwei Kindern stellt einen das echt auf die Probe (lacht). Anfangs haben mein Mann und ich total motiviert einen Wochenplan zusammengestellt: mit Unterrichtsstoff fürs Home Schooling, aber auch gemeinsamem Basteln und Obstessen. Aber schon nach drei Wochen war unser Plan obsolet, da unsere beiden Kinder einfach unterschiedliche Bedürfnisse haben und wir keine Lehrer*innen sind und sein wollen.

Erst nach und nach kam dann auch das digitale Lehrmaterial von der Schule mit Online-Aufgaben, Lern-Apps und so weiter. Es gab Zeiten, da waren mein Mann, die Kinder und ich alle gleichzeitig in Zoom-Meetings! Dabei haben wir festgestellt, dass zum Beispiel das Stummschalten im Zoom eine wichtige Funktion sein kann.

Das klingt nach ganz schön außergewöhnlichem Stress! Wie habt ihr die Herausforderungen gemeistert?

Mit einem Wort: Gelassenheit – besser gesagt: dem Versuch, gelassen zu bleiben. Gleichzeitig zu arbeiten, die Kinder zu „beschulen” (das Wort kann bitte auf die Unwortliste des Jahres), Ersatz für Freunde zu sein und dabei ständig mit Essbarem zu versorgen – das war einfach nicht im Bereich des Machbaren. Das Stück für Stück zu akzeptieren, hat uns schon sehr weitergeholfen. Anderen Eltern ging es ja ähnlich, wie wir im E-Mail-Verkehr mit Lehrer*innen und anderen Eltern erfahren haben.

Dabei haben wir auch festgestellt, wie privilegiert es ist, dass mein Mann und ich beide im Homeoffice bei den Kindern arbeiten konnten. Das war einigen Eltern nicht möglich. Letztlich ging es darum, uns während des Lockdowns als Familie bei Laune zu halten. Der Schrebergarten ist so gut gepflegt wie lange nicht mehr – eine Insel, es lebe der Garten!

Das gilt bestimmt auch für die Zusammenarbeit im Team. Welche Veränderungen durch Corona hast du denn in dieser Hinsicht wahrgenommen?

Die Kommunikation im Designteam läuft reibungslos über digitale Tools wie Slack und Zoom. Das war aber auch vorher schon so. Mit der Zeit ist mir aufgefallen, dass bei der rein digitalen Kommunikation das Zwischenmenschliche etwas mehr Zeit braucht. Zum Beispiel der Schulterblick oder das kurze Gespräch im Vorbeigehen – der soziale Austausch ist im Büro natürlich öfter und unkomplizierter möglich. Den zwischenmenschlichen Ausgleich mit meinen Kolleginnen vermisse ich am meisten.

Homeoffice hat aber auch den Vorteil, dass ich relativ ungestört an Projekten arbeiten konnte und nicht ständig in Meetings reingezogen wurde. Schön war auch, dass ich mit meinem Team zwei Offsites hatte, so lernt man dann auch die Schrebergärten der Kolleginnen kennen.

Gab es auch positive Änderungen und neue Erkenntnisse, die du in die Zeit nach Corona mitnehmen kannst?

Es hat uns sowohl in der Arbeit als auch privat gelassener gemacht und gelehrt, Ruhe zu bewahren. Durchdrehen bringt uns gerade im Lockdown kein Stück weiter. Außerdem sind viele Freizeitmöglichkeiten und damit der ganze Stress mit der Freizeitplanung weggefallen. Das hat uns mehr Raum für die Familie gegeben. Unsere Kinder hatten eine Zeit lang viel mehr von ihren Eltern, durften lernen, sich selbst zu beschäftigen und uns beim Arbeiten über die Schulter zu schauen. Die Kleine hat irgendwann auch angefangen, Gemüse zu zeichnen!

Außerdem hat uns die Corona-Krise gezeigt, dass wir fürs digitale Arbeiten bei Ackerdemia gut vorbereitet sind – das wussten wir aber schon vorher. Die Arbeitsbedingungen, das Vertrauen und die damit verbundene Freiheit wurde in den letzten Monaten sehr deutlich.

Eine nicht ganz einfache Zeit, da stimmen wohl die meisten zu. Fällt dir dennoch eine amüsante Anekdote ein, die du mit uns teilen möchtest?

Ich war gerade in einem Online-Meeting mit Kolleg*innen, als meine kleine Tochter mir was ins Ohr flüstern wollte. Da das Meeting wichtig war, hab’ ich versucht, sie abzuwimmeln, doch sie ließ nicht locker. Irgendwann erreichte sie mein Ohr und flüsterte: „Die Katze hat gekotzt!“ Der Mann bekam eine WhatsApp-Nachricht und musste sich kümmern – in digitalen Zeiten auch innerhalb der Wohnung kein Problem!

Liebe Karin – dir und allen Ackerdemiker*innen, Pädagog*innen sowie allen weiteren Teilnehmer*innen und Ermöglicher*innen der GemüseAckerdemie:

Möhrenmäßigen Respekt und weiterhin bohntastischen Erfolg auf und jenseits des Ackers!