Acker News 14. August 2023

JVA-Insassen ziehen Pflanzen für Schulen vor

Kürbis-Jungpflanzen haben’s gerne warm und kommen daher erst ab Mitte Mai ins Freiland. Nadine Tschorn-Stenzel

In der JVA Bielefeld werden seit diesem Jahr kleine, zierliche Gemüsepflänzchen herangezogen. Die Insassen hatten sich gerne zu dieser Arbeit bereiterklärt und die Setzlinge machen sich auf die Reise in nahegelegene Schulen und den Kitas, um dort von Kinder in die Erde gebracht zu werden.

In der Gärtnerei der JVA Bielefeld kümmern sich die Insassen um die Pflanzen alles durch die Initiative und unter der Aufsicht von Sylvia Baumgarten. Sie ist Ausbilderin für den Bereich Gemüseanbau, in dem sechs Insassen hier alles über die Pflanzen lernen. „Es ist gerade im Gemüsebau für die Gefangenen wirklich eine tolle Sache etwas zu lernen, weil sie ja von der Aussaat bis zum fertigen Produkt alles sehen und sie es auch toll finden, alles probieren zu können“, bestätigt Sylvia Baumgarten die Wirkung der Aktion. „Es gibt ganz viele Gefangene, die auch noch nie gestreifte, rote Bete gesehen haben oder bunten Mangold oder die gar nicht wissen, was man mit einem Butternut Kürbis macht.“

Einen Teil der vorgezogenen Jungpflanzen bereiten Sylvia Baumgarten und die Insassen für den Transport für Marie Janßen von Acker e.V. vor, die die Gemüsepflanzen für die GemüseAckerdemie abholt. Es ist Maries und Sylvias Idee gewesen, für die beiden erfolgreichen Bildungsprogramme von Acker – GemüseAckerdemie und AckerRacker – die Jungpflanzen von der JVA-Gärtnerei vorziehen zu lassen und sie damit auch regional vor Ort zu produzieren. „Letztes Jahr kamen die Jungpflanzen für unsere Lernort-Äcker in dieser Region von weiter entfernten Gärtnereien. Da wir die Pflanzen gerne möglichst regional beziehen möchten, sind wir hier auf die Idee gekommen, dass die JVA sie für uns anbauen könnte“ berichtet Marie freudig. So können sowohl die jungen Insassen als auch die Kinder positive Erfahrungen im Gemüseanbau sammeln. In der Grundschule Laukshof dürfen die Kinder bei der begleiteten Pflanzung des Junggemüses erst mal raten, was Marie mitgebracht hat. Dann geht es eifrig ans Einpflanzen von zum Beispiel Kohlrabi und Kürbis. Dabei helfen Tipps vom Profi und die Lernkarten. Auch die Lehrkräfte sind von dem Bildungsprogramm an ihrer Schule überzeugt: „Draußen an der Arbeit im Gemüsegarten sind die Kinder immer voller Begeisterung dabei, wenn das Wetter gut ist,“ sagt eine AckerLehrerin. „Sie entdecken hier überhaupt ganz viel, auch plötzlich die ersten Ameisen und dann werden Regenwürmer gefunden. Und eben dieses Tun beim Pflanzen macht den Kindern unheimlich Spaß!“

Marie Janßen von Acker e.V. hofft, dass demnächst bei dem Bau einer Schule nicht nur sofort nach dem Platz für die Turnhalle gefragt wird, sondern auch an allen Schulen ein Schulacker angelegt wird. Damit jedes Kind auch Lebensmittel zu schätzen lernt und weiß, wo sie herkommen.